Prof. Dr. A. A. Bispo, Dr. H. Hülskath (editores) e curadoria científica
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No. 79 (2002: 5)


 

    Entidades promotoras
    Akademie Brasil-Europa
    I.S.M.P.S. e.V./I.B.E.M.: Institut für Studien der Musikkultur des portugiesischen Sprachraumes/Instituto Brasileiro de Estudos Musicológicos
    ACDG: Associação Cultural Cante e Dance com a Gente (Novo Hamburgo RS)
    Institut für hymnologische und musikethnologische Studien e.V. (Maria Laach)

    Direção geral
    Dr. Antonio A. Bispo
    Direção Forum RS
    Dra. Helena de Souza Nunes, Rodrigo Schramm

© Foto: H. Hülskath, 2002
Archiv A.B.E.-I.S.M.P.S.

 

INTERNATIONALER KONGRESS
EURO-BRASILIANISCHER STUDIEN 2002

Vorbereitungen, Konzeption, Problemkreise

 

Congresso de Estudos Euro-Brasileiros 2002
Sala do Índio, Itamaraty, Rio de Janeiro
© Foto: H. Hülskath, 2002-Archiv A.B.E.-I.S.M.P.S.
Der Internationale Kongreß Euro-Brasilianischer Studien 2002 schloß das Triennium wissenschaftlicher Studien und Forschungen ab, die zum Anlaß der Entdeckung Brasiliens vor 500 Jahren von der Akademie Brasil-Europa für Kultur- und Wissenschaftswissenschaft (A.B.E.) zusammen mit dem Institut für Studien der Musikkultur des portugiesischen Sprachraumes (I.S.M.P.S. e.V.) und dem Brasilianischen Institut für Musikwissenschaftliche Studien (I.B.E.M.) realisiert wurde. Die Veranstaltungen des Trienniums wurden von Regierungsorganen, Kommissionen für die Kommemorationen der Entdeckungen, Universitäten und Hochschulinstituten, Museen, Rundfunkanstalten, Kulturstiftungen, Nicht-Regierungsorganisationen, privaten Instituten, kirchlichen Instanzen verschiedener Konfessionen, indianischen Gemeinschaften, Orchestern, Chören, Ensembles, Forschergruppen und einzelnen Personen unterstützt.

Der Plan eines großangelegten wissenschaftlichen Unternehmens zum fünften Zentenarium geschichtlicher Beziehungen zwischen Europa und Brasilien und zum Jahrtausend-Wechsel wurde während des Internationalen Kongresses gefaßt, der zum Anlaß des 500-Jahr-Gedenkens der Entdeckung Amerikas in Rio de Janeiro im Jahr der Umweltkonferenz 1992 durchgeführt wurde. Seitdem wurden vorbereitende Arbeiten in zahlreichen Bundesländern Brasiliens in Gang gesetzt und die Projekte und Themen bei Tagungen in Deutschland, Brasilien und Portugal diskutiert. Nach dem ursprünglichen Plan sollten die wissenschaftlichen Unternehmungen für das Jahr 2000 bei einem "schwimmenden Kongreß" am Amazonas mit Tagungen in mehreren Städten der Bundesstaaten Pará und Amazonas stattfinden. 1993 und 1994 wurden eingehende Verhandlungen hierfür mit Regierungsstellen und Stiftungen in Belém und Manaus geführt.

Das Triennium sollte den Zeitraum von 1999 bis 2002 umfassen und somit vom Vorabend des Gedenkjahres ausgehend die Jahre der Jahrtausendwende mit wissenschaftlichen Studien und Reflexionen kritisch und konstruktiv begleiten. Die offizielle Eröffnung des Trienniums erfolgte nach vorbereitenden Kolloquien in Brasilien und in Deutschland mit dem Internationalen Kongreß "Brasil-Europa 500 Jahre: Musik und Visionen", der in Köln und Bonn unter der Schirmherrschaft der Brasilianischen Botschaft stattfand. Mit seinem Abschluß am brasilianischen Nationalfeiertag, den 7. September, im Rahmen eines Empfanges der Brasilianischen Botschaft in Bad Godesberg wurden zugleich die Arbeiten der folgenden Jahre initiiert. Die unmittelbar nach diesem Kongreß veröffentlichten Vorträge wurden in den zusammengesetzten Arbeitsgruppen und den darauffolgenden Kolloquien diskutiert.

Im Jahr 2000 wurde ein internationales Kolloquium in Köln im Rahmen der Kommemorationen des Jahres von Albert Schweitzer und Johann Sebastian Bach veranstaltet. Die Konzeption dieser Tagung zielte einerseits auf Reflexionen über das Verhältnis zwischen Kultur und Natur und andererseits auf die kulturgeschichtliche Bedeutung der Bach-Bewegung in Europa und in Brasilien im 20. Jahrhundert. Beide Themenkomplexe knüpften an die Tradition der Akademie Brasil-Europa an. Die Diskussionen sollten die beim internationalen Kongreß vorgestellten Themen theoretisch im Licht des Verhältnisses zwischen Kulturwissenschaft, Ökologie und Kulturanschauungen in Hinblick auf die Jahrtausendwende reflektieren.

Vom 9. bis zum 11. Februar 2001 fand das Kolloquium Brasil 2001 statt. Dabei wurde über den Stand transnationaler Studien zu Fragen der Kulturwissenschaft zu Beginn des neuen Jahrtausends diskutiert. Themen dieser Tagung waren u.a.: die internationale Arbeit der Deutschen Welle; Musikforschung im Informationszeitalter; über Wege der Brasilianischen Popularmusik ins 21. Jahrhundert; über den Stand mediengeschichtlicher Forschung im internationalen Rahmen Brasilien-Europa; über das Afrikanische in Kunst und Kultur; über russisch-brasilianische Kulturbeziehungen im Tanz und über die Auseinandersetzung mit dem Barock als Erfordernis für Wissenschaft und Praxis.

Vom 1. bis zum 3. Feburar 2002 fand in Köln das Kolloquium zum Thema "Europäische Dimension portugiesischer Musikkultur" unter der Schirmherrschaft der Portugiesischen Botschaft statt. Zu den Themen der Tagung zählten u.a.: Porto als Kulturhauptstadt Europas; Gnoseologie und Studium der Kultur des portugiesischen Sprachraumes; europäische Dimension portugiesischer Tastenmusik des 18. und des 19. Jahrhunderts; europäische Dimension portugiesischer Mehrstimmigkeit des 16. und des 17. Jahrhunderts; die portugiesische Guitarra als Emblem; übernationale Bezügen des portugiesischen Villancico; Tradition der Motetten in Indien; Musikerziehung in Portugal; autoritäre Systeme und nationale Musik; Raum in der Musik der Gegenwart und Musik im portugiesischen Film.

Vorbereitungen

Im März des Jahres 2002 fanden die Vorbereitungssitzungen für den internationalen Kongreß zum Abschluß des Trienniums am Sitz des Brasilianischen Instituts für Musikwissenschaftliche Studien in Brasilien statt. Unter Teilnahme von Vertretern der mitveranstaltenden Organisation von Rio Grande do Sul wurden Themenkomplexe sowie wissenschaftliche und künstlerische Programme besprochen. Es fanden Arbeitsgespräche mit Vertretern der Bischofskonferenz Brasiliens im Casa da Reconciliação in São Paulo sowie ein Treffen mit dem Dozentenkollegium der Stiftung für Hochschulstudien in Bragança Paulista statt. In dieser Stadt wurden u.a. Kommissionen eingesetzt und Gespräche mit zahlreichen Organen und Institutionen geführt, u.a. mit der Fakultät São Francisco von Bragança Paulista und der Casa da Cultura Demetrio Kipmann.

Eine Reihe von Sitzungen des Kongresses sollten im Bundesstaat Goiás stattfinden. Es wurden dafür umfassende Verhandlungen mit Organen und Universitätsinstitutionen dieses Staates geführt. Die Vorbereitungen an Ort und Stelle waren fortgeschritten. Leider erzwangen unvorhergesehene Umstände in der Leitung von regionalen Organisationen kurz vor der Realisierung des Kongresses eine Umänderung der Pläne und die Suspendierung der Tagungen in Zentralbrasilien.

Vom 12. bis zum 14. Juli 2002 fand in Köln das Kolloquium zum Thema "Europa und die Klangwelt der Indianer" statt. Zu den Themen dieser Tagung zählten u.a.: die Diskussion über das Thema der Aktion 2002 der Brasilianischen Bischofskonferenz; Mechanismen der Herstellung sozialen Friedens bei den Krahô; die Indianerkulturen Guianas und die Problematik europäischer Systematisierungen indianischer Musikinstrumente.

Konzeption

Congresso de Estudos Euro-Brasileiros 2002
Grupos folclóricos alemães, Nova Petrópolis
© Foto: H. Hülskath, 2002-Archiv A.B.E.-I.S.M.P.S.
Der Kongreß Euro-Brasilianischer Studien 2002 war demnach von seiner Geschichte, dem zeitlichen Rahmen als Abschluß eines Trienniums, das sowohl in Europa als auch in Brasilien stattfand, sowie in seinem Umfang und seinen räumlichen Organisationsprinzipien her eine außergewöhnliche Tagung, die sich von den übrigen Kongressen unterschied. Er wurde von Anfang an als eine dezentralisierte Veranstaltung konzipiert. Nach dem endgültig festgelegten Programm beinhaltete der Kongreß Foren in verschiedenen Städten dreier brasilianischer Staaten, nämlich von Rio Grande do Sul, São Paulo und Rio de Janeiro. Die Ergebnisse der regionalen Treffen wurden bei den darauffolgenden Arbeitstreffen diskutiert.

Im Rahmen des Kongresses wurden für die drei Phasen gesonderte Arbeitstage für Reflexionen über das Thema "Aktion 2001: Musik auf der Suche nach einem Land ohne Bösem" der Brasilianischen Bischofskonferenz reserviert. Sie bilden wie bei vorherigeren Unternehmungen dieser Art eine Tagung in der Tagung als 5. Internationales Symposiums "Kirchenmusik und Brasilianische Kultur". Diese Arbeiten wurden vor allem von der Evangelische Universität Lutherischen Bekenntnisses Brasiliens und der Brasilianischen Bischofskonferenz ermöglicht.

Der Kongreß Euro-Brasilianischer Studien 2002 war von seiner Planung her Fragen grundsätzlicher Art gewidmet, die auf die Zukunft weisen. Initiativen, die sich der Konstruktion der Zukunft widmen, sollten hinsichtlich ihrer Perspektiven kennengelernt und reflektiert werden. So hatte der Kongreß als ein vorrangiges Ziel, die vorhandenen Netzwerke von Experten aus verschiedenen Wissensbereichen zu stärken und zu dynamisieren. Der Kongreß sollte sich um eine breitestmögliche Offenheit und um Weite der Perspektiven in einem Geist der Solidarität zwischen den wissenschaftlich Arbeitenden in Europa und Brasilien bemühen.

Thematische Problemkreise

Congresso de Estudos Euro-Brasileiros 2002
Domingos Krahô, Sessão em Joanópolis
© Foto: H. Hülskath, 2002-Archiv A.B.E.-I.S.M.P.S.
Die geographische Einteilung des Kongresses entsprach seiner Organisation nach drei Themenkreisen, die aus Gründen aktueller Relevanz der Fragestellungen nach dem heutigen Stand internationaler sowie inter- und transkultureller Kultur- und Wissenschaftswissenschaft in Hinblick auf die Konstruktion der Zukunft ausgewählt wurden.

Der erste Problemkomplex, der in Regionen deutscher Einwanderung Südbrasiliens behandelt wurde, sollte nicht nur kultur- und musikwissenschaftliche Projekte aus der Region oder auf diese bezogen umfassen, sondern auch die theoriegeleiteten didaktischen Initiativen berücksichtigen, die aktiv den Formungsprozess und somit die Konstruktion der Zukunft beeinflussen. Diese Ausrichtung des Interesses auf pädagogische Fragestellungen und Projekte wurde auch dadurch begünstigt, daß eine regionale Bewegung, die Gesellschaft "Singe und tanze mit uns", die Organisation des Kongresses an Ort und Stelle übernahm. Damit standen beim ersten Teil des Kongresses vor allem Fragen der Immigrationsforschung und der damit zusammenhängenden Probleme der Kulturidentität in postkolonialen Zeiten im Vordergrund der Diskussionen.

Der zweite Problemkomplex, der in Regionen der "Cultura Caipira" im Hinterland des Staates São Paulo behandelt wurde, sollte zunächst aktuelle Projekte kultur- und musikwissenschaftlicher Natur diskutieren, die sich auf Themenbereiche wie Provinzialität, Ruralität und Marginalisierung von Bevölkerungsgruppen des Hinterlandes bezogen. Initiativen kulturidentifikatorischer Art, die auf eine Aufwertung der "Caipira"-Kultur abzielen, sollten besonders berücksichtigt werden. In Anknüpfung an die vorherigen Tagungen in der Region, vor allem an das internationale Kolloquium zur symbolischen Anthropologie 1998, standen allerdings Fragen von Interaktionen zwischen der ruralen und den stammesbezogenen Gesellschaften im Mittelpunkt des Interesses. Da es bei der Begegnung der Indianer mit der Kultur der Weißen in erster Linie um eine Konfrontation zwischen stammesbezogenen Gesellschaften und der ruralen, als provinziell degradierten Kultur des Hinterlandes (Cultura Sertaneja) geht, sollte untersucht werden, welche Mechanismen des kulturidentifikatorischen Wandels hinsichtlich der symbolischen Ordnung der hegemonialen und der kontaktierten Gesellschaft bei dieser Begegnung in Gang gesetzt werden. Die Organisation des Kongresses an Ort und Stelle wurde von den einzelnen Städten, von offiziellen und privaten regionalen Gruppen und Institutionen sowie von der Stiftung für Hochschulstudien von Bragança Paulista übernommen. Die Teilnahme von Indianern der Stämme Krahô und Xerente wurde durch Kontaktpersonen ermöglicht, die bereits lange bei ihnen leben, vor allem durch Silvia Wewering und Valber Dias.

Der dritte Problemkomplex wurde in der Küstenregion zwischen São Paulo und Rio de Janeiro behandelt und hatte die Kultur der "Caiçara" zum Gegenstand. Allerdings sollte nicht nur an die vorangegangenen Tagungen der Akademie angeknüpft werden, die Fragen von Kultur und Identität des Hinterlandes und der Küste sowie die Wege zu Lande und zu Wasser in einer Topografie und Urbanistik der Kulturgeschichte untersuchten. Von hier aus sollten vor allem Probleme des Zusammenhangs zwischen dem Gedächtnis von kollektiven Gebilden, einer mentalitätgeschichtlichen Konzeption von Musik- und Kulturwissenschaft, die die Volks- und Alltagskultur in den Mittelpunkt stellt, sowie den Möglichkeiten von Resignifikationen tradierter Kulturpraktiken in Hinblick auf die Zukunft behandelt werden.

Die Organisation dieses Teils des Kongresses an Ort und Stelle wurde vom Kuratorium des Brasilianischen Instituts für Musikwissenschafltiche Studien unter Leitung von Frau Neide Carvalho, von der Gesellschaft für Volkskunde und Handwerk Guarujás unter Leitung von Frau Dr. Esther d’Almeida Karwinsky sowie von den Städten Guarujá, Bertioga und Paraty übernommen.

Die Schlußtage des Kongresses fanden in Rio de Janeiro statt. Sie umfaßten drei Hauptsitzungen im Museu do Índio der FUNAI, in der Benediktiner-Abtei Rio de Janeiros und im Museum Diplomatischer Geschichte des Itamaraty-Palastes. Begegnungen der Kongreßteilnehmer mit Experten an Ort und Stelle sowie Vertretern offizieller Institutionen fanden parallel im Hotel Gloria statt. Dabei sollten abschließende Fragen des Kongresses behandelt und Prioritäten für Zukunftsarbeiten diskutiert werden.

Congresso de Estudos Euro-Brasileiros 2002
Concerto Alma Barroca, Maria Bragança
Theatro São Pedro, São Paulo
© Foto: H. Hülskath, 2002-Archiv A.B.E.-I.S.M.P.S.

 

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Da publicação:/Aus der Veröffentlichung:
Musik, Projekte und Perspektiven. A.A. Bispo u. H. Hülskath (Hgg.).
In: Anais de Ciência Musical - Akademie Brasil-Europa für Kultur- und Wissenschaftswissenschaft. Köln: I.S.M.P.S. e.V., 2003.
(376 páginas/Seiten, só em alemão/nur auf deutsch)
ISBN 3-934520-03-0

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