Prof. Dr. A. A. Bispo, Dr. H. Hülskath (editores) e curadoria científica
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N° 56 (1994: 6)


 

Viagens, Descobrimentos e Conhecimento

Colóquio Internacional

Anthropos ludens

Questões de Conhecimento relacionadas com a

Música e dança no culto de São Gonçalo de Amarante

Joanópolis e Ubatuba

24 a 28 de setembro de 1998
dir. A. A. Bispo

Instituto Brasileiro de Estudos Musicológicos
ISMPS/Akademie Brasil-Europa
Sociedade Brasileira de Antropologia da Música
Comissão dos Descobrimentos de Lagos

sob o patrocínio da
Prefeitura e Câmara Municipal de Joanópolis
Prefeitura de Ubatuba - FUNDART

 

MUSIK IN DER BEGEGNUNG VON ABENDLAND UND ORIENT
BEI DER REISE VON VASCO DA GAMA

Antonio Alexandre Bispo

 

Die Betrachtung der Hinweise von musikhistorischem Interesse in den Quellen geht von den Berichten über die Entdeckung des Seeweges nach Indien durch Vasco da Gama aus. Bei der Abfahrt von Vasco da Gama am 8. Juli 1497 fand zum Geleit zu den Schiffen eine Kerzenprozession statt, bei der mit großer Anteilnahme des Volkes von Geistlichen und Volk alternierend eine Litanei gesungen wurde. Zur Planung dieses Unternehmens gehörten auch Musikinstrumente. So wurden als Geschenke auch Schellen in großer Zahl mitgenommen, um die Kontaktaufanahme zu fremden Völkern zu erleichtern. Bereits in der Bucht von Sant Helena übergab Vasco da Gama einem Eingeborenen auf seinem Schiff u.a. auch Schellen, woraufhin dieser noch am Nachmittag des gleichen Tages andere seiner Landsleute mitbrachte, die gleiche Geschenke erhalten wollten. Nach der so angebahnten Beziehung wurde ein Portugiese von den Einheimischen zu einem Siedlungsbesuch eingeladen. Auch in der Bucht von St. Blasius fanden die Seefahrer Gelegenheit, Schellen unter den sich zeigenden Afrikanern zu verteilen; sie wurden vom Kapitän vom Boot aus an den Strand geworfen und von den Eingeborenen so willig angenommen, daß sie selbst zur Verwunderung der Portugiesen zu dem Boote kamen, um die Schellen aus der Hand des Kapitäns zu erhalten. Wenige Tage nach der Umsegelung des Kaps der Guten Hoffnung, am 26. November 1497, erfolgte die erste Gegenüberstellung von europäischer mit einheimischer Musik der Ostküste Südafrikas.

"(...) am Samstag kamen ca. 200 kleine und große Neger und brachten ca. 12 Stück Vieh, Ochsen und Kühe, und 4 oder 5 Schafe, als wir sie sahen, gingen wir an Land; sie fingen bald an, 4 oder 5 Flöten zu spielen und einige spielten hoch, andere tief, so daß sie sehr gut zusammenstimmten, und dies bei Negern, von denen man keine Musik erwartet; und sie tanzten wie Neger. Und der Kapitän ordnete an, die trombetas zu spielen, und wir tanzten auf den Schiffen und der Kapitän mit uns (...)"

Percival R. Kirby meinte bestimmen zu können, daß es sich bei den beschriebenen Afrikanern um Hottentotten vom Zweig der Korana gehandelt habe; von jeder Flöte - einfache, durch einen beweglichen Pfropf aus durchgekauten Pflanzenfasern am unteren Ende stimmbare, geschlossene Pfeifen - wurde jeweils nur ein Ton hervorgebracht; selbst die Leiter glaubte er als 4 Töne umfaßend bestimmen zu können. Die Annahme, es habe sich dabei um goras (Maultrommel-Musikbogen) gehandelt, ist nicht zu erhärten. Als nicht unbedeutend erscheint, daß die Portugiesen den Unterschied zu der ihnen bekannten Musik Afrikas bemerkten, weil diese mehrstimmig bzw. akkordisch angelegt war; in den Tanzbewegungen stellten sie allerdings keinen grundsätzlichen Unterschied fest, d.h. die Bewegung der Schwarzen wurde als grundsätzlich verschieden von der der Europäer empfunden. Auch von Interesse erscheint die Tatsache, daß dieser Bericht das erste Dokument eines gemeinsamen Festes von Afrikanern und Europäern auf afrikanischem Boden darstellt, nach dem sich Europäer - von der Atmosphäre, welche die Musik der Afrikaner hervorrief, angesprochen - dem Tanz hingaben. Anders als in den bisherigen Berichten wird hier von trombetas nicht im Zusammenhang mit Repräsentationsmusik gesprochen, sondern als Signalinstrument zur Versammlung der Mitfahrenden zum Tanz.

Bei Moçambique stand die Begegnung der Portugiesen mit den islamischen Vertretern unter positiven Vorzeichen; wohl in der Vemutung, die Ankommenden seien ebenfalls Mohammedaner, kamen ihnen 3 oder 4 Boote entgegen, deren Insassen musizierten und sangen. Die Beschreibung der Begegnung in Melinde läßt auf der Seite der Portugiesen Zeichen österlicher Freude erkennen. Am Ostersonntag 1498 um 9 Uhr gingen die Schiffe vor Melinde vor Anker; sie waren aus Anlaß des Osterfestes festlich beflaggt, bei den grandes Folias an Bord musizierten und tanzten die Matrosen. Beim ersten Austausch von Geschenken überreichten die Portugiesen dem Landesfürsten auch Schellen. Trotz gegenseitigem Mißtrauen wurde bei der Begegnung mit dem örtlichen islamischen Fürsten, der begleitet von Instrumentalspiel nach ihrem Brauch erschien, Prunk entfaltet. Am 20. Mai 1498 - das Datum ist umstritten - erreichte Vasco da Gama die vorderindische Westküste bei Calicut. Das Tagebuch seiner Reise enthält auch hierfür musikhistorisch relevante Einzelheiten darüber, wie die Musik bei diesem ersten Auftreten der Portugiesen im Orient, trotz ihrer im Vordergrund stehenden Handelsabsichten, auch dem Ausdruck der Macht diente. So nahm man, als sich der Kapitän zusammen mit 13 seiner Männer am 28. Mai reichgekleidet zum Herrscher des Landes begab, außer vielen Flaggen auch Posaunen und Trompeten mit sich. Beeindruckend soll der Empfang der Europäer durch die staunenden Einwohner der Stadt gewesen sein: auf Anordnung des dortigen Königs wurde der Kapitän von einem angesehenen Landesherrn begleitet, der zahlreiche Trommeln (tambores), Trompeten (anafis) und Schalmeien (charamellas) mit sich brachte, ein Empfang, der den eines Königs in Spanien übertroffen hätte. Erstaunen über die fremdartige Welt, in der die Musik für die Prunkentfaltung eine große Rolle spielte, ist auch dem Bericht zu entnehmen, in dem die Annäherung von Schiffen mit unzähligen Menschen beschrieben wird, auf denen tambores und charamellas gespielt wurden.

Die Mitglieder der ersten Seefahrt Vasco da Gamas erwarteten, bei den Einwohnern des Orients auch Christen zu finden. Bereits in Melinde kamen einige Christen - möglicherweise Händler von dort ankernden indischen Schiffen - an Bord; sie zeigten große Verehrung vor den Bildern, kannten aber weder die Taufe, noch feierten sie die Messe. Sicherlich nicht christlich war der Tempel, vor dessen Haupteingang, dem gegenüber sieben kleine Glocken an der Wand hingen, die Portugiesen in Indien beteten.

 

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