Prof. Dr. A. A. Bispo, Dr. H. Hülskath (editores) e curadoria científica
© 1989 by ISMPS e.V. © Internet-edição 1999 by ISMPS e.V. © 2006 nova edição by ISMPS e.V.
Todos os direitos reservados


»»» impressum -------------- »»» índice geral -------------- »»» www.brasil-europa.eu

N° 63 (2000: 1)


 

Congresso Internacional Brasil-Europa 500 Anos
Internationaler Kongreß Brasil-Europa 500 Jahre

MÚSICA E VISÕES
MUSIK UND VISIONEN

Colonia, 3 a 7 de setembro de 1999
Köln, 3. bis 7. September 1999

Sob o patrocínio da Embaixada da República Federativa do Brasil
Unter der Schirmherrschaft der Botschaft der Föderativen Republik Brasilien

Akademie Brasil-Europa
ISMPS/IBEM

Pres. Dr. A. A. Bispo- Dir. Dr. H. Hülskath

em cooperação com/in Zusammenarbeit mit:

Deutsche Welle
Musikwissenschaftliches Institut der Universität zu Köln
Institut für hymnologische und musikethnologische Studien

 

MUSIK UND VISIONEN AUS ETHNOMEDIZINISCHER SICHT

Eigene Erfahrungen mit den Krahô-Indianern im nördlichen Zentralbrasilien
1993: Feldforschung im Rahmen einer medizinischen Dissertation: Das Medizinsystem der Krahô

Dr. Marco de Carvalho

 

Das Medizinsystem der Krahô zeigt eine durch und durch spirituelle Struktur, soll heißen: Krankheitsursache und damit Krankheitsdiagnose sind spiritueller Natur und logischerweise erfolgt auch die Prävention und Behandlung der Krankheit auf spiritueller Ebene. Im Rahmen dieser Konsequenz spielt Musik eine wesentliche Rolle.

Wie erklären die Krahô nun Krankheiten? Die Krahô erklären die Entstehung von Krankheiten und sogar Unfällen mit der Tatsache, dass die Seelen der Toten (me-karõ), die außerhalb der Dörfer unsichtbar umherschwirren, die Seelen der Lebenden verführen wollen, aus dem Körper herauslocken wollen. Sobald ihnen das gelingt, schwächt dies den Körper. Je länger die Seele aus dem Körper gewandert ist, desto schwächer wird der Körper. Wenn die Seele zu lange fern bleibt, stirbt der Mensch.

Darüber hinaus kann Krankheit auch durch Fehlverhalten im weiteren Sinne entstehen. Gemeint ist weniger eine gesundheitsschädliche Lebensführung wie bei uns Alkohol, Nikotin, riskantes Autofahren usw., sondern der schlechte Einfluss, der ausgeübt werden kann durch andere, die gar nicht die Erkrankten sind. Diese anderen, es handelt sich hierbei übrigens nur um Männer, imponieren in solchen Fällen durch untugendhaftes Verhalten und werden dadurch auch mit zur Verantwortung für eine Krankheit gezogen. Eine andere, sehr gefürchtete Form von Fehlverhalten ist der Fluch (feitiço), der von bösartigen Heilern ausgehen kann und nur von wenigen zur Heilung fähigen Heilern behandelt werden kann.

Was macht ein Krahô-Indianer, wenn er krank wird? Was macht der Heiler? Der Erkrankte versucht zunächst, eine Befindlichkeitsstörung durch eigene Behandlungsmöglichkeiten in den Griff zu bekommen. Dabei spielen die angewandten Kräuter, Tees, Abreibungen, Rauchbehandlungen keine so entscheidende Rolle im pharmazeutischen Sinne. Denn die Erfahrungen mit diesen Therapiemöglichkeiten werden von jeder Familie einzeln empirisch gewonnen, ohne dass es einen allgemein gültigen medizinischen Erfahrungsschatz gäbe, der z.B. von Heiler zu Schüler oder gar an alle Stammesmitglieder weitergegeben würde und damit zum traditionellen Wissen eines gesamten Stammes gehörte. Ganz sicher weil es nicht so entscheidend für die Genesung ist. Ich fand z.B., dass einzelne Kräuter in der gleichen Anwendung sogar für gegensätzliche Indikationen verwandt werden (Durchfall - Verstopfung).

Sobald die Eigenbehandlung nicht die gewünschte Besserung bringt, wird ein Heiler (wayaká) aufgesucht. Auch die Heiler durchlaufen keine heilkundliche Schulung, sie besitzen in der Regel nicht mehr Kenntnisse im Umgang mit Heilpflanzen als der Nicht-Heiler. Die Heiler üben demnach weniger Einfluss im körperlichen Sinne auf eine Krankheit aus wie die westliche Schulmedizin mit ihren zuweilen sehr aggressiven Behandlungsmethoden, sondern beeinflussen ganz entscheidend den seelischen Aspekt des Krankseins, das Krankheitserleben und die Angst vor Krankheiten.

Sie selbst werden zu Heilern durch eine plötzliche Eingebung während eines Rauschzustandes (Alkohol, Marihuana, Euphorie, Angst) und gelangen durch die Förderung eines respektierten Dorfalten oder anderen Heilers in den prestigeträchtigen Rang eines Heilers. Dadurch erlangen sie die Möglichkeit, auf spiritueller Ebene heilen zu können, d.h. ein Fehlverhalten der Männer im Umfeld des Kranken zu erkennen und entsprechende Abstinenz zu verordnen und auch mit den Seelen der Toten (me-karõ) in Kontakt zu treten und entscheidenden Einfluss auf die Krankheit zu nehmen, indem sie die Seele, die aus dem Körper eines Kranken herauswanderte,wieder zurückbringen.

Eine andere Möglichkeit, die sie haben, ist das Auftreten von Krankheiten zu verhindern. Wenn sich Krankheiten ankündigen (z.B. wenn man den Ruf einer bestimmten Habichtart "kauwen" hört), treten die Heiler in Kontakt mit den Seelen der Toten und wenden die herannahenden Gefahren vom Dorfe ab. Eine Form der Prävention also. In der Tat ist es so, dass wenn dieser Ruf des Habichts ertönt, eine angstvolle Unruhe durch das Dorf geht und der einflussreichste Heiler die Dorfmitglieder zusammenruft, um sie zu beruhigen, nachdem er mit den Seelen der Toten verhandelt hat.

Eine andere, wichtigere, weil kontinuierliche Form der Prävention vor Krankheiten ist die Besänftigung der Seelen der Toten. Dies geschieht durch die vielen, schönen Feste, die sie feiern. Sie nennen diese Feste allgemein "amnyikin“, was soviel bedeutet wie Freude, Wohlbefinden, sogar Gesundheit im weitesten Sinne. Diese Feste haben eine große Anziehungskraft, sodass sich oft Mitglieder aus anderen Dörfern dazugesellen.

Neben einem ausgeprägten körperlich sportlichen Aspekt dieser Feste (Klotzrennen in der Art wie Staffelläufe in der Leichtathletik), der sich positiv auf die Gesundheit und Widerstandsfähigkeit auswirkt, spielen die ausdauernden Gesänge eine wesentliche Rolle. Ohne Gesänge sind keine Feste möglich, ohne Gesänge gibt es keine Freude, kein Wohlbefinden, keine Besänftigung der Seelen der Toten.

Im Rahmen der Prävention vor Krankheiten nimmt die Musik der Krahô-Indianer auf spiritueller Ebene eine zentrale Rolle ein. Hierbei möchte ich also nicht so sehr die allgemein wohltuende Wirkung von Musik auf jeden einzelnen Menschen ansprechen, die wir ja auch persönlich gut nachvollziehen können, sondern dass Musik im Falle der Krahô-Indianer eine vorausschauende Maßnahme zur Abwendung von Krankheiten bedeutet, also in hohem Maße eine Vision im gesundheitlichen Sinne bedeutet. Soviel zum Thema :Musik & Vision aus ethnomedizinischer Sicht.

 


 

MÚSICA E VISÕES DO PONTO DE VISTA ETNOMEDICINAL

 

Fiz experiências próprias com os índios Krahô, que vivem no Estado do Tocantins, no ano de 93, no quadro de uma pesquisa de campo para a dissertação médica. :O sistema médico Krahô.

Este sistema médico apresenta uma estrutura toda espiritual, quer dizer: A origem de uma doença e assim o diagnóstico de uma doença são de uma natureza espiritual e como consequência lógica, o tratamento de uma doença como também sua prevenção atuam num nível espiritual. Nesse quadro a música desempenha um papel fundamental.

Como os índios Krahô, então explicam doenças? Os Krahô explicam a origem das doenças pelo fato de que as almas dos mortos (me-karõ), que voam fora da aldeia, sempre estão a fim de seduzir as almas dos vivos para que alas saiam do corpo. Quando elas o conseguem, o corpo enfraquece. Quanto mais tempo a alma esteja fora do corpo, tanto mais fraco fica o corpo. Qando a alma esteja fora tempo de mais, a pessoa morre.

Além disso uma doença pode ser provocada por uma falha de comportamento num sentido mais amplo. Aqui não me refiro a um modo de viver prejudicial à saúde como p.ex. o álcool, o fumo, a condução perigosa de veículos etc. é mais a má influência, que pode ser exercida através de outras pessoas, que não são os adoecidos. Estes outros, aliás se trata só de homens, impressionam nestes casos por comportamentos não virtuosos, e assim eles precisam se responsabilizar por uma doença. Uma outra forma de falha de comportamento muito temida é o feitiço lançado por outros curandeiros maliciosos, e que pode ser tratado somente por poucos curandeiros competentes.

O que um índio Krahô faz na hora de adoecer? O que faz o curandeiro? Primeiro, o doente tenta controlar o mal estar por conta própria através de tratamentos conhecidos por ele. Nesse caso as ervas, os chás, as aplicações externas, os tratamentos de fumaça não desempenham um papel decisivo no sentido farmacológico. Pois as experiências com estes tratamentos possíveis são ganhados de forma empírica em cada família, sem que exista um tesouro geral de experiências médicas, que p.ex. seja passado do curandeiro para um aluno ou então para todos os membros da aldeia a ser um conhecimento tradicional da tribo. Certamente é assim, porque não importa tanto para a cura. eu descobri p.ex. que diversas ervas são tomadas com indicações até opostas (Constipação - diarréia).

Quando o tratamento por conta própria não traz a melhora desejada, se procura o curandeiro. Os curandeiros também não ganham uma instrução médica espicífica, eles de modo geral não dispõem de mais conhecimentos quanto ao uso de ervas medicinais que o não-curandeiro. Assim os curandeiros exercem influência à doença menos num sentido físico/somático como a medicina de escola ocidental com seus métodos de tratamento às vezes bastante agressivos, mas eles influenciam de modo decisivo o aspecto psíquico do estar doente, a reação emocional à doença e o medo de doenças.

Eles mesmos viram curandeiros através de uma inspiração durante um estado de alteração psíquico-mental (álcool, marihuana, euforia, medo) e através de promoção de um velho respeitado ou de outro curandeiro conseguem a função de curandeiro. Assim eles adquirem a possibilidade de curar em nível espiritual, isto é perceber a falha de comportamento de homem no ambiente do doente e recomendar abstinência/resguardo e também de entrar em contato com as almas dos mortos a exercer influência decisiva à doença no sentido de reincorporar a alma omissa no corpo do doente.

Uma outra possibilidade de influenciar doenças é a prevenção. Quando se anunciam doenças (p.ex. quando uma espécie de gavião "kauwen" grita), o curandeiro entra em contato com as almas dos mortos e desvia os perigos a chegarem. Então é uma forma de prevenção. De fato, quando esse gavião gritar, se espalha uma inquietação medrosa pela aldeia e o curandeiro junta os membros da aldeia no centro da aldeia para acalmá-los, depois que negociou com as almas dos mortos.

Uma outra forma de prevenção de doenças é a quietação das almas dos mortos. Isto se faz através das muitas festas bonitas que eles fazem. Eles chamam estas festas de amnyikin, o que significa alegria, bem estar, saúde num sentido mais amplo. Estas festas tém uma atração muito grande, assim que muitas vezes vêm membros de outras aldeias.

Além de um aspecto expressamente físico-esportivo destas festas (corrida de tora), que tem um efeito positivo à saúde e resistência, um papel fundamental são as cantorias duradouras. Sem cantorias não serão possíveis as festas. Sem cantorias não há alegria, não há bem estar, não há quietação das almas dos mortos.

No quadro de prevenção de doenças a nível espiritual a música dos índios Krahô tem um papel central. Aqui não me refiro ao efeito agradável de música em cada um de nós, o que podemos bem compreender. No caso dos índios Krahô a música significa uma medida visioneira para a prevenção de doenças. Tanto ao tema: Música & Visões do ponto de vista etnomédico.

 

© 1999 by ISMPS/IBEM. D-50668 Köln, An der Münze 1
Todos os direitos reservados - Alle Rechte vorbehalten

Texto sem notas, bibliografia, exemplos musicais e ilustrações.
Artigos completos nos Anais do Congresso "Brasil-Europa 500 Anos: Música e Visões".

Text ohne Anmerkungen, Bibliographie, Notenbeispiele und Illustrationen.
Vollständige Beiträge im Kongressbericht "Brasil-Europa 500 Jahre: Musik und Visionen".

 

zum Index dieser Ausgabe (Nr. 63)/ao indice deste volume (n° 63)
zur Startseite / à página inicial